Ansicht der Skulpturen bei Nacht Standort der Skulpturengruppe in der LWL-Klinik Lengerich vor dem Verwaltungsgebäude 02
Dargestellt werden 2 sich gegenüber angeordnete Ibbenbürener Sandsteinblöcke; Figur rechts ca. 180cm, Figur links ca. 175cm. Die Oberfläche ist naturbelassen, bruchrauh. Die Ausarbeitungen erfolgten grob geschnitten, ausgemeißelt. Eine unterlegte Stahlplatte komplettiert die Skulpturengruppe. Könnten es ein Mann, eine Frau und ein fehlendes Etwas sein? Eine Familie? Es ergibt sich aus dem Dargestellten je nach Betrachterstandpunkt, aus der Nah- oder Fernsicht, ein andere Wahrnehmung der drei - teiligen Skulpturengruppe. Unterschiedliches steht im Vordergrund. Der dargestellte Raum ist umschreitbar. Es führt einen Blick in das Bild; offenbart etwas. Was ergibt die Kompositionsanalyse? Wie sind die Bildelemente zueinander geordnet? Das Ziel des Künstlers mit seiner Arbeit ist es dem Betrachter das Auffinden einer dem Kunstwerk innewohnende Struktur zu ermöglichen. Bedeutungs- und Beziehungsgeflechte aufzudecken. Sinnzusammenhänge nachvollziehbar zu machen. Die gestalterischen Elemente sind hierbei die Form (Linie und Fläche) mit den jeweiligen Blickwinkeln und Lichteinfällen. Einschnitte stehen für 1 Menschenleben; Symbolkraft: weggeschnitten. Mann und Frau/Sterilisation. Frau: Bauchschnitt. Hohlraum in der Mitte. Leere entsteht. Fehlender Teil steht für 3. Person.
Geschehenes Unrecht benennen - Den Opfern von Zwangssterilisationen sichtbar einen Raum geben
Organisation der Bildfläche: Linien auf der Bildfläche haben eine besondere Bedeutung. Der Künstler hat an Krankenakten gedacht, die für jede hier in der Klinik zwangssterilisierte Person steht, für deren Schicksale zum Zeitpunkt des Geschehens, aber auch für die Zeit darüber hinaus. Mit dem Wissen, dass diese auch für viele andere Schicksale stehen. Einige Akten sind dünn, es waren auch junge Menschen unter ihnen. Diese Menschen sind schemenhaft vom Künstler in den Objekten ausgearbeitet worden. Zitat Mandir Tix: „Mit dem Hintergrundwissen zum Thema kam es mir teilweise schmerzlich so vor, als schneide ich in einen Menschen hinein. So wie es die Menschen damals gefühlt haben müssen. Ihnen wurde etwas ganz Entscheidendes genommen. Selbstbestimmt zu entscheiden, wie sie ihr Leben weiterleben wollen. Jemand Fremder entschied, dass sie kein Kind bekommen sollten!“ Schmerz und Leid war die Folge und dieses staatliche Unrecht wurde erst nach vielen Jahren des mühevollen Kampfes auch als dieses anerkannt und eine - in keiner Weise ausreichende Entschädigung - auf Antrag möglich; sofern die Personen dann noch lebten. Zuvor war Man(n)/Frau keine durch unmittelbare Kriegsfolgen anspruchsberechtigte Person, obwohl das ganze Leben stigmatisiert war.
ERNIEDRIGT - ENTWÜRDIGT – UNERWÜNSCHT – VERLETZT – ENTWERTET – ENTRECHTET – AUSGEGRENZT
Werkbeschreibung Monika Zintel LWL-Klinik Lengerich